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In Bonn feierte zusammen, was zusammen gehört

Das Forum Russische Kultur auf dem Sommerfest zum deutsch-russischen Jahr

Ausgerechnet eine Abordnung des Husarenregiments «Zar Nikolaus II. von Russland» aus dem ostwestfälischen Altenbeken begrüßte mit ihren Fanfaren am 25. August 2012 die geschätzten 1200 Gäste des Sommerfestes im Russischen Generalkonsulat in Bonn-Bad Godesberg anlässlich des laufenden, in der breiten Öffentlichkeit leider noch viel zu wenig beachteten deutsch-russischen Jahres. Für die achtköpfige Delegation des Forum Russische Kultur Gütersloh mit ihrem Vorsitzenden Franz Kiesl an der Spitze waren die «Husaren» keine Unbekannten. Das Museum des westfälischen Traditionsregiments auf Schloss Rheder bei Brakel war nämlich vor nicht allzu langer Zeit unter anderem Ziel einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem deutsch-russischen Verein in Paderborn.

Die beachtliche Präsenz des Forum auf der Einladungsliste des Generalkonsulats kann als Wertschätzung der russischen Vertretung am Rhein für die Aktivitäten des Vereins im Sinne der Schaffung und Erhaltung gut nachbarschaftlicher Beziehungen zwischen Deutschen und Russen in den letzten 20 Jahren angesehen werden. In seiner Begrüßungsansprache stellte Generalkonsul Jewgenij Schmagin genau diese, für das friedliche Zusammenleben nicht hoch genug einzuschätzende Aufgabe als eigentlichen Sinn des deutsch-russischen Jahres heraus. Mit diplomatischem Geschick verglich er das Verhältnis zwischen den beiden Ländern mit dem mitteleuropäischen Wetter: Mal heiter, mal wolkig, aber in seiner Wechselwirkung im Grunde gesund. Er zeigte sich sichtlich erfreut über die Entwicklung in den beiden letzten Jahrzehnten, die immer deutlicher erkennen ließen, dass die beiden Länder zusammen gehörten. Die Grüße des Landes Nordrhein-Westfalen und der Ministerpräsidentin Hannelore Kraft überbrachte die Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien, Dr. Angelica Schwall-Düren.
Bereits die Begrüßung fand in festlichem Rahmen statt. Besonders drei Gesangssolisten des weltberühmten Marinskij-Theaters und ein Instrumental-Quartett in der interessanten Besetzung Bass-Balalaika, Akkordeon und zwei Dombra-Spieler aus St. Petersburg, Prof. Igor Epstein von der Musikhochschule Köln mit seiner «Wundergeige» und eine Vokalgruppe des Ensembles «Kasaken Russlands» aus Lipetzk boten neben anderen russische Musikkultur auf ganz hohem Niveau. Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ dabei der bekannte Kinderchor «Domisolka» aus Moskau, der die beiden Nationalhymnen in der jeweiligen Landessprache vortrug.

An die feierliche Eröffnung schloss sich fast nahtlos ein buntes Unterhaltungsprogramm an acht verschiedenen Plätzen auf dem weitläufigen, landschaftlich abwechslungsreichen Gelände der ehemaligen sowjetischen Botschaft an. Neben dem repräsentativen Säulen- und Wappensaal des Generalkonsulats stand dabei der erste Amtssitz des ersten Bundespräsidenten, Prof. Theodor Heuss, der zum jetzigen Gebäudeensemble der Anlage gehört, im Mittelpunkt des Geschehens.

An mehreren Stellen boten Buffets berühmte Köstlichkeiten der russischen Küche an. Im Programm angekündigte Vorspeisen wie Ketelachskaviar, Räucherforelle, Stör, «Hering im Pelzmantel», Sea-Food-Spezialitäten aus Fernost, die berühmten Piroshki und Bliny, aber auch Suppen und Hauptgerichte wie beispielsweise Soljanka und Borscht, Kohlrouladen aus Lipetzk, eingelegte Weinblätter aus Rostow am Don und Pelmeni aus Sibirien hielten, was sie versprochen hatten und zeigten die ganze Bandbreite der «Geschmäcker» des Vielvölkerstaates. Daneben gab es auf zwei zünftigen Grillplätzen Steaks, Schaschlik und Würstchen. Aus dem überaus reichlichen Getränkeangebot wurde offensichtlich deutsches Bier und russisches «Wässerchen» bevorzugt.

Die hervorragende Stimmung sprang spürbar auf die Künstler über, die das mehrstündige Unterhaltungsprogramm bestritten. Die drei Solisten des Marinskij-Theaters, Sopran, Alt und Bass, verbanden ihr breites Repertoire aus Oper, Musical und internationalen Evergreens in der aufgelockerten Atmosphäre mit ihren schauspielerischen Fähigkeiten, mit der Folge, dass sie sich schließlich nur mit äußerster Mühe den Zugabewünschen entziehen konnten. Ähnlich erging es Prof. Igor Epstein, der mit den schier unerschöpflichen Variationsideen auf seiner Geige das Publikum in Begeisterung versetzte. Ihm gelang es sogar, Generalkonsul Schmagin zu seinem Violindebüt zu bewegen, indem dieser den Geigenbogen hielt, Prof. Epstein seine Geige über den Bogen strich und dabei eine passable Melodie hervorzauberte. Der mitreißende Gesang der «Kasaken» aus Lipetzk veranlasste den russischen Teil der Gäste zu spontanen Volkstänzen.
Die Mitglieder des Forum nutzten die Gesprächsgelegenheiten zum Anknüpfen neuer Bekanntschaften, wobei — wie immer — die Darstellung der Aktivitäten des Vereins in Deutschland und Russland auf großes Interesse und Anerkennung stieß, oder zum Gedankenaustausch mit alten Bekannten. Dabei fiel besonders Franz Kiesls beachtlicher Bekanntheitsgrad auf, der in seinen vielfältigen und langjährigen Kontakten mit den Vertretern der verschiedensten Organisationen begründet ist.

Bleibt noch zu erwähnen, dass im Rahmen des Sommerfestes eine der großen internationalen Wirtschaftprüfungs- und Beratungsgesellschaften ein mehrstündiges, gut besuchtes Unternehmer-gespräch über Investitionsbedingungen deutscher Unternehmen in Russland und russischer Unternehmen in Deutschland anbot.
Wenn auch ein angekündigter besonderer Gast, die erste Frau im Weltraum, Valentina Tereshkova, wegen Krankheit nicht anwesend sein konnte, eines muss man den Russen lassen: Auch in ihrer Feierkultur sind sie kaum zu überbieten.

Autor Franz Kiesl
FORUM russische Kultur Gütersloh e. V.